Die Einheit von Entwicklung und Lernen

[responsivevoice voice=“Deutsch Female“ buttontext=“Liest folgenden Text vor“]
Unter Lernen“  versteht man den
Erwerb von neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten.
Dabei kann der Lernzuwachs auf geistigem, körperlichem, motorischem, sprachlichem und sozialem  Gebiet erfolgen und geschieht stets in ganzheitlicher Form. Nämlich mit allen Sinnen und mittels „Übung“ (absichtlich: gezielt und geplant durch Unterweisung oder im eigenständigen Lernen / Nachahmung) oder durch „Erfahrung“ (unabsichtlich: ungeplant und zufällig durch Beobachtung).
Der Lernprozess selbst ist in der Regel nicht direkt beobachtbar. Sichtbar  wird er nur
im  Erbringen von Leistungen irgendwelcher Art.
Das heißt: zum Ausdruck kommt  das Erlernte in einer Veränderung des Verhaltens, des Denkens oder Fühlens, oder aufgrund neu gewonnener
Einsichten und wird im Ergebnis als relativ stabil und dauerhaft bezeichnet. Fahrrad fahren ist z.B. solch eine dauerhafte Veränderung. Man 
beherrscht sie auch noch nach Jahren, selbst wenn man in der
Zwischenzeit nicht mehr geübt hat. Ebenso das sprechen, lesen und rechnen Lernen,  sowie
der Erwerb komplexer  grob- und feinmotorischer Handlungsabläufe usw.

Der Erwerb von neuen Fähigkeiten und Fertigkeiten unterliegt dabei stets einem bestimmtem  Lernprozess bzw. einer gewissen „Entwicklung“.  Die Dauer der Entwicklung in einem bestimmten Bereich (z.B. laufen lernen)  ist aber nicht vorhersehbar und infolgedessen auch nicht berechenbar.  Denn jeder Mensch bzw. jedes Kind hat hier seinen eigenen Rhythmus, seine eigene Lernumwelt, seine eigene Wahrnehmung, sein eigenes Lerntempo, seine eigenen Vorlieben und seine eigenen Vorbilder. Insofern ist jeder Entwicklungsverlauf eines Kindes  – so wie das Kind selbst –  „einmalig und einzigartig“.

Bezogen auf Untersuchungen, in denen die Entwicklung von Kindern gleichen Alters über einen längeren Zeitraum beobachtet wurde, konnten Erkenntnisse über allgemein übliche Verläufe in den unterschiedlichsten Entwicklungsbereichen (z.B. in der Motorik, der Sprache, der geistigen und sozialen Fähigkeit usw.) gesammelt werden.
Diese üblichen Verläufe stellen eine sogenannte „Norm“ dar, die sich nach den Untersuchungen und allgemeinen Überprüfungen in Übersichtstabellen oder sogenannten Entwicklungsgittern  und Entwicklungskalendern einordnen lassen.
Beachtung finden diese Entwicklungskalender hauptsächlich im medizinischem, soziologischem, entwicklungspsychologischm, psychomotorischem und heilpädagogischem Bereich.
Nämlich  dann, wenn sich nahestehende Bezugspersonen des Kindes – in der Regel sind es Vater / Mutter, Eltern, Erzieher,  Lehrer…. –  Fragen zum Entwicklungsverlauf eines Kindes stellen und sie nach Orientierungshilfen, einem konkreten Rat oder nach speziellen  Fördermaßnahmen suchen.
Zum Beispiel bezüglich eines auffälligen Verhaltens, eines möglichen Entwicklungsrückstandes oder bei einer drohenden / bestehenden Behinderung.
Dann kann der  Entwicklungskalender zu Rate gezogen werden und bildet für die individuelle Förderung des Kindes (die sich am Bedarf des Kindes orientiert)  die Grundlage.
Denn nicht immer entspricht das „Entwicklungsalter“ auch dem tatsächlichen „Lebensalter“ !

Ein näherer Blick auf den Entwicklungsbereich der Sprache macht z.B. deutlich, dass Kinder im Alter von 1 – 1,5 Jahr/en einen Einwort-Wortschatz von 10 bis 20 Wörtern besitzen (z.B. Mama, Pipi, Oma, Ball…) und Kinder im Alter von 2 – 3 Jahren einen Wortschatz von 300 bis 500 Wörtern. Ab dem 3. Lebensjahr beginngt das Kind zudem erste Satzverbindungen zu gebrauchen, wie z.B. „und, aber, oder“.
Eine gravierende Abweichung von dieser Skala kann ein Hinweis auf eine Entwicklungsverzögerung  oder eine Entwicklungsstörung sein.
Je älter ein Kind dabei ist, desto naheliegender und wahrscheinlicher ist auch ein solcher Verdacht.

[/responsivevoice]